3 min read •

Fest installierte SIM-Karte: Ein Gau für Netzbetreiber?

<p>Vor- und Nachteile eingebauter SIM-Karten in Smartphones</p>

In der Telekommunikationsbranche wird derzeit der feste Einbau von SIM-Karten direkt in Mobiltelefone heiß diskutiert – ebenso wie ein neuer Nano-SIM Standard. Doch welche Vor- und Nachteile haben Smartphones, die ihre SIM-Karte fest eingebaut haben und wer würde profitieren?
Die sogenannten „embedded SIMs“ oder „e-SIMs“ schaffen Platz im inneren eines Smartphones, da auf den SIM-Schacht für die Karte verzichtet werden kann und Smartphones dadurch noch flacher werden können. Oder der eingesparte Platz ließe sich für zusätzlichen Speicherplatz nutzen. Zudem könnten embedded SIMs nicht SIM-locked sein – d.h. Nutzer könnten schnell und unkompliziert ihren Mobilfunknetzanbieter wechseln und jeweils den günstigsten Netzbetreiber auswählen.
Was nach einem harmlosen Trend klingt, könnte nach Ansicht von Dr. Michael Opitz, dem Leiter der TIME-Practice Zentraleuropa von Arthur D. Little, die Mobilfunknetzbetreiber in eine heikle Situation bringen: „Sollte die Karte kommen, besteht die Gefahr, dass Netzbetreiber zu reinen Datenübermittlern degradiert werden. Sie verlören dadurch den direkten Zugang zu den Kunden und könnten hohe Abwanderungsraten erleiden.“ Zudem wird die Netzplanung für die Netzbetreiber schwieriger, da der Datenverkehr zunehmend schwanken würde: Schließlich wären Mobilfunknutzer in der Variante von embedded SIMs, die nicht SIM-locked sind, nicht mehr nur an ein bestimmtes Netz der Anbieter gebunden, sondern könnten im Extrem je nach Tarif entscheiden, über welches Netz sie ihr Telefonat führen oder ihre Datenverbindung aufbauen.
Entsprechend lehnen vor allem die größeren Mobilfunkanbieter Geschäftsmodelle ab, die es den Nutzern ermöglichen, manuell oder gar automatisch über den günstigsten aller auf der e-SIM gespeicherten Mobilfunkanbieter zu telefonieren. Allerdings stellt sich auch auf Seiten der Nutzer die Frage, ob sie Smartphones mit embedded SIMs, die nicht SIM-locked sind, überhaupt akzeptieren würden. Solche Smartphones wären nämlich teurer, da Mobilfunknetzbetreiber weniger Subventionen für diese ausgeben würden.
Mobilfunknetzbetreiber in Nord- und Westeuropa haben bislang über die Subventionierung der Smartphones den Smartphone-Markt stark gesteuert. Da sie aus den genannten Gründen Smartphones mit e-SIMs allerdings nicht oder zumindest weniger subventionieren werden, sieht Dr. Karim Taga, globaler Leiter des Geschäftsbereichs Telecoms, Information, Media & Electronics (TIME) bei Arthur D. Little, keine unmittelbare Einführung von embedded SIMs voraus – zumindest nicht in Europa. „Eher dürfen Mobilfunknetzbetreiber, SIM-Karten Hersteller und Endgerätelieferanten sich auf einen neuen Nano-SIM Standard einigen“, so Dr. Taga.
Anders verhält es sich in Schwellenländern: Dort bestehen die meisten Kundenbeziehungen auf prepaid-Basis, d.h. Kunden können sowieso zügig zwischen Mobilfunknetzbetreibern wechseln. Deshalb könnten dort Mobilfunknetzbetreiber embedded SIMs sogar willkommen heißen: Als Mittel um höhere Marktanteile zu gewinnen oder um die Kosten für SIM-Karten und deren Logistik zu sparen.
Für Fragen rund um das Thema steht Ihnen
Dr. Michael Opitz zur Verfügung.

3 min read •

Fest installierte SIM-Karte: Ein Gau für Netzbetreiber?

<p>Vor- und Nachteile eingebauter SIM-Karten in Smartphones</p>

In der Telekommunikationsbranche wird derzeit der feste Einbau von SIM-Karten direkt in Mobiltelefone heiß diskutiert – ebenso wie ein neuer Nano-SIM Standard. Doch welche Vor- und Nachteile haben Smartphones, die ihre SIM-Karte fest eingebaut haben und wer würde profitieren?
Die sogenannten „embedded SIMs“ oder „e-SIMs“ schaffen Platz im inneren eines Smartphones, da auf den SIM-Schacht für die Karte verzichtet werden kann und Smartphones dadurch noch flacher werden können. Oder der eingesparte Platz ließe sich für zusätzlichen Speicherplatz nutzen. Zudem könnten embedded SIMs nicht SIM-locked sein – d.h. Nutzer könnten schnell und unkompliziert ihren Mobilfunknetzanbieter wechseln und jeweils den günstigsten Netzbetreiber auswählen.
Was nach einem harmlosen Trend klingt, könnte nach Ansicht von Dr. Michael Opitz, dem Leiter der TIME-Practice Zentraleuropa von Arthur D. Little, die Mobilfunknetzbetreiber in eine heikle Situation bringen: „Sollte die Karte kommen, besteht die Gefahr, dass Netzbetreiber zu reinen Datenübermittlern degradiert werden. Sie verlören dadurch den direkten Zugang zu den Kunden und könnten hohe Abwanderungsraten erleiden.“ Zudem wird die Netzplanung für die Netzbetreiber schwieriger, da der Datenverkehr zunehmend schwanken würde: Schließlich wären Mobilfunknutzer in der Variante von embedded SIMs, die nicht SIM-locked sind, nicht mehr nur an ein bestimmtes Netz der Anbieter gebunden, sondern könnten im Extrem je nach Tarif entscheiden, über welches Netz sie ihr Telefonat führen oder ihre Datenverbindung aufbauen.
Entsprechend lehnen vor allem die größeren Mobilfunkanbieter Geschäftsmodelle ab, die es den Nutzern ermöglichen, manuell oder gar automatisch über den günstigsten aller auf der e-SIM gespeicherten Mobilfunkanbieter zu telefonieren. Allerdings stellt sich auch auf Seiten der Nutzer die Frage, ob sie Smartphones mit embedded SIMs, die nicht SIM-locked sind, überhaupt akzeptieren würden. Solche Smartphones wären nämlich teurer, da Mobilfunknetzbetreiber weniger Subventionen für diese ausgeben würden.
Mobilfunknetzbetreiber in Nord- und Westeuropa haben bislang über die Subventionierung der Smartphones den Smartphone-Markt stark gesteuert. Da sie aus den genannten Gründen Smartphones mit e-SIMs allerdings nicht oder zumindest weniger subventionieren werden, sieht Dr. Karim Taga, globaler Leiter des Geschäftsbereichs Telecoms, Information, Media & Electronics (TIME) bei Arthur D. Little, keine unmittelbare Einführung von embedded SIMs voraus – zumindest nicht in Europa. „Eher dürfen Mobilfunknetzbetreiber, SIM-Karten Hersteller und Endgerätelieferanten sich auf einen neuen Nano-SIM Standard einigen“, so Dr. Taga.
Anders verhält es sich in Schwellenländern: Dort bestehen die meisten Kundenbeziehungen auf prepaid-Basis, d.h. Kunden können sowieso zügig zwischen Mobilfunknetzbetreibern wechseln. Deshalb könnten dort Mobilfunknetzbetreiber embedded SIMs sogar willkommen heißen: Als Mittel um höhere Marktanteile zu gewinnen oder um die Kosten für SIM-Karten und deren Logistik zu sparen.
Für Fragen rund um das Thema steht Ihnen
Dr. Michael Opitz zur Verfügung.