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Fertigbauhäuser immer beliebter

<p>Vorteile des Fertigbaus sorgen für zunehmende Marktanteile / Effizientestes Bürogebäude der Welt mit Signalwirkung für die gesamte Baubranche / Mittleres Preissegment nimmt zu.</p>

Am Samstag, den 18. August wird der zentrale Teil des energieeffizientesten Bürogebäudes der Welt in Wörrstadt bei Mainz eröffnet. Nach einer Analyse der Unternehmensberatung Arthur D. Little wird dieses als Fertigbau konstruierte Gebäude auch Signalwirkung haben: Aufgrund ökologischer, ökonomischer und energetischer Vorteile von Fertighäusern wird die Branche in Deutschland in den nächsten Jahren um 7 Prozent jährlich wachsen.
Als wesentliche Gründe für den Aufwind des Fertigbaus sehen die Berater das gestiegene Bewusstsein für energetische Effizienz in der Bevölkerung, sowie die höheren Baustandards in Sachen Dämmung. Auch das gesunde und angenehme Klima, das in den überwiegend mit Holz gebauten Fertighäusern herrscht, fördert ihren Absatz. Zusätzlich sorgt das zunehmende ökologische Bewusstsein für mehr Umsatz insbesondere mit Fertighäusern, die ähnlich des neuen energieeffizientesten Bürogebäudes einen hohen Anteil an nachhaltigen Baumaterialien aufweisen. Wenn es außerdem zur Einführung einer Lebenszykluskostenrechnung mit Berücksichtigung der sogenannten grauen Energie kommt, steht Europa eine Renaissance mit dem Baumaterial Holz bevor. Zudem gelten die beiden klassischen Argumente für ein Fertighaus noch immer: Erstens hat der Bauherr mit dem Fertighausanbieter bei Mängeln nur einen einzigen Ansprechpartner und zweitens beträgt die Bauzeit der Häuser nur wenige Tage.
Allgemein unterscheiden sich Fertighäuser von der konventionellen Bauweise vor allem darin, dass elementare Bauteile wie etwa Böden, Wände, Decken und Treppen industriell im Werk des Fertighaus-Herstellers hergestellt und an der Baustelle zusammengefügt werden. Vor Jahrzehnten noch verspottet, profitierte die Branche dann von Technologiesprüngen in der Baustoffwirtschaft. „Dadurch überholten Fertighäuser die traditionell mit Architekt und den verschiedenen Gewerken gebauten Häuser nicht nur preislich, sondern auch beim Energieverbrauch“, sagt Wilhelm Lerner, Partner bei der Unternehmensberatung Arthur D. Little und Experte für Strategien in der Bauwirtschaft. Bisher nutzen Bauherren die Fertigbauweise fast ausschließlich für Ein- und Zweifamilienhäuser; die Erweiterung des Bürogebäudes weist aber den Trend in Richtung mehrgeschossigem Fertighaus bzw. mehrgeschossigem Holzbau.

Holz der beliebteste Baustoff für Fertighäuser in Deutschland

Laut der Arthur D. Little-Analyse assoziiert man in Deutschland mit dem Fertigbau fast ausschließlich die hierzulande am meisten verbreitete Technik des Flächenbaus mit Holz, bei dem alle Flächen wie Böden oder Wände fertig an die Baustelle geliefert werden. In anderen Ländern Europas sind aber auch ganz andere Techniken des Fertigbaus marktbeherrschend. In Schweden werden oft fertige dreidimensionale Häuser mit dem LKW zum Grundstück gefahren und dort lediglich noch abgestellt und im Boden verankert. In Dänemark hingegen wird der größte Teil der Fertighäuser mit Flächen aus Ziegelsteinen und Beton aufgestellt. Bei dieser Technik wurden die einzelnen Flächen des Fertighauses zuvor in den Fabriken des Fertighausanbieters industriell zusammengefügt. Diese Methode vereint deshalb die traditionelle Stein- und Betonbauweise mit den Kostenvorteilen des Fertigbaus. In den Niederlanden dominiert gar der Stahl den Fertigbau, wo die tragenden Strukturen anstatt aus Holz aus Stahl gefertigt werden. Am deutschen Markt machen Fertighäuser aus Stahl oder Beton zusammen nur einen marginalen Marktanteil von rund 6 Prozent aus; alle anderen Wohnhäuser aus vorgefertigten Elementen werden mit Holzrahmen gebaut. Unabhängig vom verwendeten Material wird in Zukunft die Vorfertigung nicht mehr nur auf die Gebäudehülle beschränkt sein, sondern auch die Energieversorgung einschließen, etwa durch fassadenintegriete Fotovoltaik.
Zu Vergleichszwecken haben die Berater auch die Märkte für neue 1-2 Familienhäuser in Fertighausbauweise in Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark, Großbritannien und Holland untersucht. Laut der Analyse wird der Markt für Fertighäuser aller Konstruktionsweisen in diesen Ländern bis 2015 im Vergleich zu 2010 um dramatische 51 Prozent wachsen. „Deshalb dürfte es auch für die deutschen Fertighaus-Anbieter interessanter werden, in die Nachbarstaaten zu expandieren“, verrät Wilhelm Lerner.

Fertighaus-Marktanteil in Deutschland wächst bis zum Jahr 2025 auf 22%

Aber auch in Deutschland wird sich der Marktanteil an Neubauten für Fertighausanbieter erhöhen: Lag dieser bis 2009 über einige Jahre stetig bei rund 15 % aller Neubauten, wird er 2015 bereits 17% und 2025 bereits 22% betragen. Auch die unterschiedliche Verbreitung von Fertighäusern in Norddeutschland und Süddeutschland wird sich tendenziell nivellieren: „Die steigenden Energiekosten werden gerade in den kälteren Gegenden Norddeutschlands für mehr Akzeptanz der Fertighäuser sorgen“, ist Berater Wilhelm Lerner überzeugt.
Auch die Entwicklung der Preissegmente hat das Beraterteam analysiert. Entgegen der Trends in z. B. der Konsumgüterbranche, wo das mittlere Segment immer dünner wird, wird sich das mittlere Preissegment in der Fertighausbranche vergrößern.  In dieses Segment gehören Häuser in der Größe zwischen 120-300 qm² zu einem Preis zwischen 150.000-300.000 Euro, ohne Fundament und Keller. Abnehmen wird das untere Preissegment, von 20% im Jahr 2010 auf nur noch 15% im Jahr 2015, vor allem, weil die energieeffizienten Baumaterialien noch nicht zu den Preisen des unteren Segments hergestellt werden können.

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Fertigbauhäuser immer beliebter

<p>Vorteile des Fertigbaus sorgen für zunehmende Marktanteile / Effizientestes Bürogebäude der Welt mit Signalwirkung für die gesamte Baubranche / Mittleres Preissegment nimmt zu.</p>

Am Samstag, den 18. August wird der zentrale Teil des energieeffizientesten Bürogebäudes der Welt in Wörrstadt bei Mainz eröffnet. Nach einer Analyse der Unternehmensberatung Arthur D. Little wird dieses als Fertigbau konstruierte Gebäude auch Signalwirkung haben: Aufgrund ökologischer, ökonomischer und energetischer Vorteile von Fertighäusern wird die Branche in Deutschland in den nächsten Jahren um 7 Prozent jährlich wachsen.
Als wesentliche Gründe für den Aufwind des Fertigbaus sehen die Berater das gestiegene Bewusstsein für energetische Effizienz in der Bevölkerung, sowie die höheren Baustandards in Sachen Dämmung. Auch das gesunde und angenehme Klima, das in den überwiegend mit Holz gebauten Fertighäusern herrscht, fördert ihren Absatz. Zusätzlich sorgt das zunehmende ökologische Bewusstsein für mehr Umsatz insbesondere mit Fertighäusern, die ähnlich des neuen energieeffizientesten Bürogebäudes einen hohen Anteil an nachhaltigen Baumaterialien aufweisen. Wenn es außerdem zur Einführung einer Lebenszykluskostenrechnung mit Berücksichtigung der sogenannten grauen Energie kommt, steht Europa eine Renaissance mit dem Baumaterial Holz bevor. Zudem gelten die beiden klassischen Argumente für ein Fertighaus noch immer: Erstens hat der Bauherr mit dem Fertighausanbieter bei Mängeln nur einen einzigen Ansprechpartner und zweitens beträgt die Bauzeit der Häuser nur wenige Tage.
Allgemein unterscheiden sich Fertighäuser von der konventionellen Bauweise vor allem darin, dass elementare Bauteile wie etwa Böden, Wände, Decken und Treppen industriell im Werk des Fertighaus-Herstellers hergestellt und an der Baustelle zusammengefügt werden. Vor Jahrzehnten noch verspottet, profitierte die Branche dann von Technologiesprüngen in der Baustoffwirtschaft. „Dadurch überholten Fertighäuser die traditionell mit Architekt und den verschiedenen Gewerken gebauten Häuser nicht nur preislich, sondern auch beim Energieverbrauch“, sagt Wilhelm Lerner, Partner bei der Unternehmensberatung Arthur D. Little und Experte für Strategien in der Bauwirtschaft. Bisher nutzen Bauherren die Fertigbauweise fast ausschließlich für Ein- und Zweifamilienhäuser; die Erweiterung des Bürogebäudes weist aber den Trend in Richtung mehrgeschossigem Fertighaus bzw. mehrgeschossigem Holzbau.

Holz der beliebteste Baustoff für Fertighäuser in Deutschland

Laut der Arthur D. Little-Analyse assoziiert man in Deutschland mit dem Fertigbau fast ausschließlich die hierzulande am meisten verbreitete Technik des Flächenbaus mit Holz, bei dem alle Flächen wie Böden oder Wände fertig an die Baustelle geliefert werden. In anderen Ländern Europas sind aber auch ganz andere Techniken des Fertigbaus marktbeherrschend. In Schweden werden oft fertige dreidimensionale Häuser mit dem LKW zum Grundstück gefahren und dort lediglich noch abgestellt und im Boden verankert. In Dänemark hingegen wird der größte Teil der Fertighäuser mit Flächen aus Ziegelsteinen und Beton aufgestellt. Bei dieser Technik wurden die einzelnen Flächen des Fertighauses zuvor in den Fabriken des Fertighausanbieters industriell zusammengefügt. Diese Methode vereint deshalb die traditionelle Stein- und Betonbauweise mit den Kostenvorteilen des Fertigbaus. In den Niederlanden dominiert gar der Stahl den Fertigbau, wo die tragenden Strukturen anstatt aus Holz aus Stahl gefertigt werden. Am deutschen Markt machen Fertighäuser aus Stahl oder Beton zusammen nur einen marginalen Marktanteil von rund 6 Prozent aus; alle anderen Wohnhäuser aus vorgefertigten Elementen werden mit Holzrahmen gebaut. Unabhängig vom verwendeten Material wird in Zukunft die Vorfertigung nicht mehr nur auf die Gebäudehülle beschränkt sein, sondern auch die Energieversorgung einschließen, etwa durch fassadenintegriete Fotovoltaik.
Zu Vergleichszwecken haben die Berater auch die Märkte für neue 1-2 Familienhäuser in Fertighausbauweise in Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark, Großbritannien und Holland untersucht. Laut der Analyse wird der Markt für Fertighäuser aller Konstruktionsweisen in diesen Ländern bis 2015 im Vergleich zu 2010 um dramatische 51 Prozent wachsen. „Deshalb dürfte es auch für die deutschen Fertighaus-Anbieter interessanter werden, in die Nachbarstaaten zu expandieren“, verrät Wilhelm Lerner.

Fertighaus-Marktanteil in Deutschland wächst bis zum Jahr 2025 auf 22%

Aber auch in Deutschland wird sich der Marktanteil an Neubauten für Fertighausanbieter erhöhen: Lag dieser bis 2009 über einige Jahre stetig bei rund 15 % aller Neubauten, wird er 2015 bereits 17% und 2025 bereits 22% betragen. Auch die unterschiedliche Verbreitung von Fertighäusern in Norddeutschland und Süddeutschland wird sich tendenziell nivellieren: „Die steigenden Energiekosten werden gerade in den kälteren Gegenden Norddeutschlands für mehr Akzeptanz der Fertighäuser sorgen“, ist Berater Wilhelm Lerner überzeugt.
Auch die Entwicklung der Preissegmente hat das Beraterteam analysiert. Entgegen der Trends in z. B. der Konsumgüterbranche, wo das mittlere Segment immer dünner wird, wird sich das mittlere Preissegment in der Fertighausbranche vergrößern.  In dieses Segment gehören Häuser in der Größe zwischen 120-300 qm² zu einem Preis zwischen 150.000-300.000 Euro, ohne Fundament und Keller. Abnehmen wird das untere Preissegment, von 20% im Jahr 2010 auf nur noch 15% im Jahr 2015, vor allem, weil die energieeffizienten Baumaterialien noch nicht zu den Preisen des unteren Segments hergestellt werden können.