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Kredite für Milliarden: Microfinance

<p>Kleinstkredite entwickeln sich zu neuem Finanzprodukt / Kreditkrise verhilft Ansatz zu neuem Aufschwung / Ein Ansatz für entwickelte Länder?</p>

Microfinance-Konzepte haben bereits das Leben von Millionen Menschen entscheidend verbessert. Dabei sind es nicht länger nur Menschen in der Dritten Welt, denen das Konzept der Kleinstkredite geholfen hat, den Schritt in die wirtschaftliche Selbständigkeit zu wagen und sich somit von der Armut durch Eigeninitiative zu befreien. "Das Konzept", berichtet Gerrit Seidel, Managing Director Germany und Leiter des Geschäftsbereichs Financial Services Global, "steht vor enormen Zuwachsraten und könnte eines Tages auch in Europa Zuspruch finden. Denn es gibt nach wie vor Milliarden Armer, denen mit diesem Ansatz geholfen werden kann." Denn genau diese Gruppe mit problematischer Bonität hat derzeit ein Problem bei der Vergabe von Krediten. "Dabei", weiß Seidel, "sind diese Bedenken völlig unbegründet, da die Erfahrungen der Microfinance-Institute genau das Gegenteil beweisen. Ihre Rückzahlungsquoten sind deutlich höher als die der traditionellen Finanzdienstleister, so dass sie in Sachen Risiko/Rendite-Verhältnis nicht selten sogar besser abschneiden." Und weil der Bedarf an Kleinstkrediten auf rund 250 Milliarden Dollar veranschlagt wird, hat Microfinance das Potenzial sich zu einer bedeutenden neuen Anlageklasse zu entwickeln. Microfinance - ein Konzept für Einkommensschwache in entwickelten Ländern?
Das Konzept von Microfinance basiert auf der Vergabe von Kleinstkrediten an Menschen mit einer Geschäftsidee. Dabei handelt es sich laut einer Definition der Microcredit Summit Campaign um "Programme, bei denen kleine Kredite mit dem Ziel der Selbständigkeit an die Ärmsten der Armen vergeben werden, so dass diese die Möglichkeit erhalten, ein Einkommen zu erwirtschaften, um so sich und ihre Familien zu ernähren." Ebenfalls sollen sie Zugang zu finanziellen Basisdienstleistungen wie die Führung eines Bankkontos erhalten. "Dieses Geschäftsmodell", weiß Gerrit Seidel, "ist auch für Europa sehr interessant. Denn das Segment der Kunden mit geringem Einkommen wurde bis dato von den klassischen Kreditinstituten eher vernachlässigt und das, obwohl sich in den vergangenen zehn Jahren ihre Kaufkraft und Kreditwürdigkeit entscheidend verbessert hat." Aber nicht nur die schwache Bonität dieser Gruppe war der Grund, warum die Finanzdienstleister diese Kunden bisher eher zögerlich umwarben. Kleine Kredite waren für sie zumeist auch unprofitabel, weil der Verwaltungsaufwand manchmal in keinem Verhältnis zu den Gewinnen stehen. Doch Seidel weiß: "Das ist nicht berechtigt, haben doch einige Anbieter von Kleinstkrediten bewiesen, dass ein hohes Maß an Effizienz in Sachen Kosten und Mitarbeiterproduktivität die Erwirtschaftung interessanter Gewinnmargen auch in diesem Segment möglich macht." Microfinance-Geschäftsmodelle
Kleinstkredite werden bis dato in über 137 Ländern gewährt und helfen so, Hunger und Elend zu bekämpfen. Laut Microcredit Summit Campaign gab es Ende des Jahres 2006 weltweit 3.316 Microfinance-Anbieter. Zum Vergleich: Neun Jahre zuvor waren es erst 618. Ein Teil von ihnen ist noch auf Zuschüsse und Spenden angewiesen. Doch um ihr langfristiges Ziel zu erreichen, Milliarden von Menschen zu helfen, sich aus der Armut emporzuarbeiten, müssen sie davon unabhängig werden, weshalb betriebliche Effizienz und der Zugang zu den Kapitalmärkten für sie wichtiger denn je sind. Inzwischen gibt es auch schon eine ganze Reihe Best-Practice Beispiele wie etwa The Bank for Agriculture and Agricultural Cooperatives (BAAC) in Thailand, The Village Banks (United Desas, BRI-DU) of Bank Rakyat Indonesia (BRI) oder die vom Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus gegründete Grameen Bank in Bangladesh. In Europa war es die italienische Credem, die ein Microfinance-Programm erfolgreich implementieren konnte, das speziell Kunden mit geringem Einkommen und Migrationshintergrund im Blick hat. Microfinance - Zukunft von Markt und Produkt
Trotz des zumeist geringen Volumens der vergebenen Kleinstkredite ist Microfinance ein Bereich, der zunehmend auch für allein auf Gewinnerwirtschaftung ausgerichtete Finanzdienstleister interessant wird. Denn auf der Welt leben rund 2,8 Milliarden Menschen, die täglich weniger als zwei Dollar zur Verfügung haben. Ungefähr 500 Millionen von ihnen kommen als potenzielle Kleinunternehmer und damit Kunden für Microfinance-Produkte in Betracht. Geht man von einer durchschnittlichen Kredithöhe von 500 Dollar aus, ergibt sich ein Bedarf von 250 Milliarden Dollar. "Da diese Summen von den bereits existierenden und allein sich sozialer Kriterien verpflichteten Anbieter nicht aufgebracht werden können, ist es wohl unvermeidlich, dass traditionelle Investoren beginnen, auf dem Markt für Kleinstkredite Flagge zu zeigen", kommentiert Gerrit Seidel diese Entwicklung. Nicht zuletzt deshalb, weil das sehr interessante Risiko/Rendite-Verhältnis Microfinance-Institute auch zu attraktiven Investitionsobjekten macht. Denn erfahrene Anbieter, die bereits seit mehr als acht Jahren in Sachen Kleinstkreditvergabe aktiv sind und entsprechend effiziente Strukturen aufbauen konnten, erwirtschafteten im Jahr 2006 eine erstaunlich hohe Kapitalrendite von über zehn Prozent. Zudem arbeiten sie mit einer breiten Portfolio-Streuung, so dass sie von den Schwankungen der konventionellen Kapitalmärkte bis dato weniger betroffen waren. Genau diese Faktoren waren ausschlaggebend für Finanzdienstleister wie Deutsche Bank, Dexia, Credit Suisse und Grupo Banco Popular, Kooperationen mit den Anbietern von Kleinstkrediten einzugehen. Auf diese Weise haben Microfinance-Institute einen indirekten Zugang zu den Kapitalmärkten. Einige wählen sogar den direkten Weg durch den Börsengang. So betrug die Marktkapitalisierung beim IPO laut Council of Microfinance Equity Funds von vier Microfinance-Institute, die diesen Schritt gewagt hatten, 2,85 Milliarden Dollar. Gerrit Seidel: "In all diesen Tatsachen sehen wir deutliche Indizien dafür, dass das Thema Microfinance in Zukunft verstärkt auf der Agenda stehen wird." Das komplette Insight "Microfinance on the Rise" steht im Bereich "

Publikationen/Aktuelle Themen" zum Download bereit.
 

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Kredite für Milliarden: Microfinance

<p>Kleinstkredite entwickeln sich zu neuem Finanzprodukt / Kreditkrise verhilft Ansatz zu neuem Aufschwung / Ein Ansatz für entwickelte Länder?</p>

Microfinance-Konzepte haben bereits das Leben von Millionen Menschen entscheidend verbessert. Dabei sind es nicht länger nur Menschen in der Dritten Welt, denen das Konzept der Kleinstkredite geholfen hat, den Schritt in die wirtschaftliche Selbständigkeit zu wagen und sich somit von der Armut durch Eigeninitiative zu befreien. "Das Konzept", berichtet Gerrit Seidel, Managing Director Germany und Leiter des Geschäftsbereichs Financial Services Global, "steht vor enormen Zuwachsraten und könnte eines Tages auch in Europa Zuspruch finden. Denn es gibt nach wie vor Milliarden Armer, denen mit diesem Ansatz geholfen werden kann." Denn genau diese Gruppe mit problematischer Bonität hat derzeit ein Problem bei der Vergabe von Krediten. "Dabei", weiß Seidel, "sind diese Bedenken völlig unbegründet, da die Erfahrungen der Microfinance-Institute genau das Gegenteil beweisen. Ihre Rückzahlungsquoten sind deutlich höher als die der traditionellen Finanzdienstleister, so dass sie in Sachen Risiko/Rendite-Verhältnis nicht selten sogar besser abschneiden." Und weil der Bedarf an Kleinstkrediten auf rund 250 Milliarden Dollar veranschlagt wird, hat Microfinance das Potenzial sich zu einer bedeutenden neuen Anlageklasse zu entwickeln. Microfinance - ein Konzept für Einkommensschwache in entwickelten Ländern?
Das Konzept von Microfinance basiert auf der Vergabe von Kleinstkrediten an Menschen mit einer Geschäftsidee. Dabei handelt es sich laut einer Definition der Microcredit Summit Campaign um "Programme, bei denen kleine Kredite mit dem Ziel der Selbständigkeit an die Ärmsten der Armen vergeben werden, so dass diese die Möglichkeit erhalten, ein Einkommen zu erwirtschaften, um so sich und ihre Familien zu ernähren." Ebenfalls sollen sie Zugang zu finanziellen Basisdienstleistungen wie die Führung eines Bankkontos erhalten. "Dieses Geschäftsmodell", weiß Gerrit Seidel, "ist auch für Europa sehr interessant. Denn das Segment der Kunden mit geringem Einkommen wurde bis dato von den klassischen Kreditinstituten eher vernachlässigt und das, obwohl sich in den vergangenen zehn Jahren ihre Kaufkraft und Kreditwürdigkeit entscheidend verbessert hat." Aber nicht nur die schwache Bonität dieser Gruppe war der Grund, warum die Finanzdienstleister diese Kunden bisher eher zögerlich umwarben. Kleine Kredite waren für sie zumeist auch unprofitabel, weil der Verwaltungsaufwand manchmal in keinem Verhältnis zu den Gewinnen stehen. Doch Seidel weiß: "Das ist nicht berechtigt, haben doch einige Anbieter von Kleinstkrediten bewiesen, dass ein hohes Maß an Effizienz in Sachen Kosten und Mitarbeiterproduktivität die Erwirtschaftung interessanter Gewinnmargen auch in diesem Segment möglich macht." Microfinance-Geschäftsmodelle
Kleinstkredite werden bis dato in über 137 Ländern gewährt und helfen so, Hunger und Elend zu bekämpfen. Laut Microcredit Summit Campaign gab es Ende des Jahres 2006 weltweit 3.316 Microfinance-Anbieter. Zum Vergleich: Neun Jahre zuvor waren es erst 618. Ein Teil von ihnen ist noch auf Zuschüsse und Spenden angewiesen. Doch um ihr langfristiges Ziel zu erreichen, Milliarden von Menschen zu helfen, sich aus der Armut emporzuarbeiten, müssen sie davon unabhängig werden, weshalb betriebliche Effizienz und der Zugang zu den Kapitalmärkten für sie wichtiger denn je sind. Inzwischen gibt es auch schon eine ganze Reihe Best-Practice Beispiele wie etwa The Bank for Agriculture and Agricultural Cooperatives (BAAC) in Thailand, The Village Banks (United Desas, BRI-DU) of Bank Rakyat Indonesia (BRI) oder die vom Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus gegründete Grameen Bank in Bangladesh. In Europa war es die italienische Credem, die ein Microfinance-Programm erfolgreich implementieren konnte, das speziell Kunden mit geringem Einkommen und Migrationshintergrund im Blick hat. Microfinance - Zukunft von Markt und Produkt
Trotz des zumeist geringen Volumens der vergebenen Kleinstkredite ist Microfinance ein Bereich, der zunehmend auch für allein auf Gewinnerwirtschaftung ausgerichtete Finanzdienstleister interessant wird. Denn auf der Welt leben rund 2,8 Milliarden Menschen, die täglich weniger als zwei Dollar zur Verfügung haben. Ungefähr 500 Millionen von ihnen kommen als potenzielle Kleinunternehmer und damit Kunden für Microfinance-Produkte in Betracht. Geht man von einer durchschnittlichen Kredithöhe von 500 Dollar aus, ergibt sich ein Bedarf von 250 Milliarden Dollar. "Da diese Summen von den bereits existierenden und allein sich sozialer Kriterien verpflichteten Anbieter nicht aufgebracht werden können, ist es wohl unvermeidlich, dass traditionelle Investoren beginnen, auf dem Markt für Kleinstkredite Flagge zu zeigen", kommentiert Gerrit Seidel diese Entwicklung. Nicht zuletzt deshalb, weil das sehr interessante Risiko/Rendite-Verhältnis Microfinance-Institute auch zu attraktiven Investitionsobjekten macht. Denn erfahrene Anbieter, die bereits seit mehr als acht Jahren in Sachen Kleinstkreditvergabe aktiv sind und entsprechend effiziente Strukturen aufbauen konnten, erwirtschafteten im Jahr 2006 eine erstaunlich hohe Kapitalrendite von über zehn Prozent. Zudem arbeiten sie mit einer breiten Portfolio-Streuung, so dass sie von den Schwankungen der konventionellen Kapitalmärkte bis dato weniger betroffen waren. Genau diese Faktoren waren ausschlaggebend für Finanzdienstleister wie Deutsche Bank, Dexia, Credit Suisse und Grupo Banco Popular, Kooperationen mit den Anbietern von Kleinstkrediten einzugehen. Auf diese Weise haben Microfinance-Institute einen indirekten Zugang zu den Kapitalmärkten. Einige wählen sogar den direkten Weg durch den Börsengang. So betrug die Marktkapitalisierung beim IPO laut Council of Microfinance Equity Funds von vier Microfinance-Institute, die diesen Schritt gewagt hatten, 2,85 Milliarden Dollar. Gerrit Seidel: "In all diesen Tatsachen sehen wir deutliche Indizien dafür, dass das Thema Microfinance in Zukunft verstärkt auf der Agenda stehen wird." Das komplette Insight "Microfinance on the Rise" steht im Bereich "

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