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Fusionswelle im Europäischen Telekommunikationsmarkt

Der europäische Telekommunikationsmarkt erlebt eine Welle spektakulärer Unternehmensfusionen. Die E-Plus Übernahme durch Telefonica war ein Höhepunkt, gefolgt von der Akquisition von Everything Everywhere durch British Telecom. Experten erwarten eine weitere Konsolidierung am europäischen Markt. Im neuen Viewpoint „Creating value in telecoms consolidation“ zeigt die Strategie- und Innovationsberatung Arthur D. Little Erfahrungswerte und Vergleichspunkte aus vier der größten Mobile-Mobile-Fusionen bislang. Zugleich gibt sie Handlungsempfehlungen, Benchmarks und Zeitachsen, die bei einer Realisierung der Synergien in der Post-Merger Integrationsphase berücksichtigt werden sollten.

Sinkende Margen und in der Branche

Die Gründe für die Unruhe am Telekommunikationsmarkt sind vielschichtig. Der Preiskampf innerhalb der Branche ist groß. Internetdienste wie Skype oder WhatsApp haben sich am Markt etabliert. Diese stellen für den Endnutzer eine kostengünstige Alternative zu SMS und Telefonie dar. Darüber hinaus leidet die Branche unter EU-Regulierungen, die Preisobergrenzen für Telekommunikationsdienste festlegen. All dies führt dazu, dass die Einnahmen der Unternehmen seit Jahren stetig sinken.

Steigender Datenverkehr macht Netzausbau nötig

Den sinkenden Einnahmen stehen wachsende Anforderungen an die Netzwerke entgegen. Der Datenverkehr nimmt aufgrund des Internetbooms rasant zu. Die Herausforderung der Telekommunikationsunternehmen besteht darin, die Breitbandnetze an die steigenden Anforderungen anzupassen. Dazu sind Rekordinvestitionen notwendig, welche in den Chefetagen für Kopfzerbrechen sorgen.

Synergiepotentiale richtig nutzen

Angesichts dieser Entwicklungen sind Fusionen bzw. Übernahmen eine betriebswirtschaftlich logische Folge, da sie die Möglichkeit bieten, durch die Nutzung von Synergien langfristig Kosten zu sparen. Die momentan günstige Kreditsituation wirkt wie ein Katalysator für diese Entwicklung. Arthur D. Littles Viewpoint stellt fest, daß die Erwartungen an Synergiepotenziale immer höher werden und bei mobile-mobile Mergern schon über 50% des Kaufpreises ausmachen.
Christian Niegel, Principal bei Arthur D. Little, stellt heraus: „Unsere Beobachtungen zeigen, dass die klassische Erwartungshaltung, 100 Tage nach einem Merger bereits bedeutsame Ergebnisse vorweisen zu können, nicht mehr funktioniert. Anstatt nur auf die so genannten low hanging fruits zu schauen, muß ein langfristiges Post-Merger Integrationskonzept durchgeführt werden.“
So kann zwar das Rebranding im ersten Jahr abgeschlossen sein, die Verschmelzung der Distributionskanäle jedoch oft zwei Jahre dauern. Die Zeit für eine erfolgreiche Integration von Netzwerken kann sogar auf drei Jahre veranschlagt werden.
Die Auswertung der vergangenen Mobile-Mobile-Merger kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Der Nettobarwert der Synergien lag in allen Fällen deutlich über den sonst oft kolportierten 20-30 Prozent „Strategische Prämie“. Die Mobilfunk-Zusammenschlüsse von T-Mobile und Orange im Jahr 2010 (46 Prozent) sowie Telefonica und E-Plus (59 Prozent) in diesem Jahr zeigen, dass die Markterwartungen bei über der Hälfte des Kaufpreises liegen. Im Fall der Akquisition von Everything Everywhere durch British Telecom für 12.5 Milliarden Pfund lag der Barwert der erwarteten Synergien auch bei satten 41% des Kaufpreises, obwohl bei Fusionen zwischen Festnetz- und Mobilfunknetzbetreibern weniger Synergien als bei einer Mobile-Mobile Fusion auftreten. Gesellschafter und Kapitalmärkte erwarten also immer höhere Synergien – so daß der Realisierungsdruck auf das Management der fusionierten Unternehmen enorm ist.

Mitarbeiterzahlen werden in der Regel um 15-20%, Shops um 25-30% und die Anzahl Basisstationen um 25-35% reduziert

Um Kosten zu sparen und langfristig rentabel zu wirtschaften, sind Freisetzungen die Regel. Die Experten von Arthur D. Little haben folgende Ergebnisse herausgearbeitet:

  • Auf Mobile-Mobile Merger folgen in der Regel Freisetzugen von 15 – 20 % der Mitarbeiter. Dies muß mit hohem Fingerspitzengefühl erfolgen – im Interesse der Mitarbeiter aber auch um eine erfolgreiche Integration zu gewährleisten. Während der Integrationsphase gibt es schließlich viel Mehrarbeit – zum Beispiel, um Kunden von der Vorteilhaftigkeit der Unternehmensfusion zu überzeugen.
  • Vertriebskanäle werden aufeinander abgestimmt und nachhaltig integriert. Zudem reduzieren sich Verkaufs-Shops meist um rund 25 % - 30 %.
  • Als Folge der Netzintegration wird die Anzahl der Basisstationen nicht um die Hälfte, sondern in der Regel um 25-35 % reduziert, da die höhere Kundenzahl und der ständig zunehmende Datenverkehr immer engmaschigere Netze erfordern.

Regelmäßige Marktnachrichten lassen eine Reihe weiterer Telekommerger für 2015 erwarten.
Die Publikation finden Sie kostenlos unter:
http://www.adlittle.com/viewpoints.html?&no_cache=1&view=692

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Fusionswelle im Europäischen Telekommunikationsmarkt

Der europäische Telekommunikationsmarkt erlebt eine Welle spektakulärer Unternehmensfusionen. Die E-Plus Übernahme durch Telefonica war ein Höhepunkt, gefolgt von der Akquisition von Everything Everywhere durch British Telecom. Experten erwarten eine weitere Konsolidierung am europäischen Markt. Im neuen Viewpoint „Creating value in telecoms consolidation“ zeigt die Strategie- und Innovationsberatung Arthur D. Little Erfahrungswerte und Vergleichspunkte aus vier der größten Mobile-Mobile-Fusionen bislang. Zugleich gibt sie Handlungsempfehlungen, Benchmarks und Zeitachsen, die bei einer Realisierung der Synergien in der Post-Merger Integrationsphase berücksichtigt werden sollten.

Sinkende Margen und in der Branche

Die Gründe für die Unruhe am Telekommunikationsmarkt sind vielschichtig. Der Preiskampf innerhalb der Branche ist groß. Internetdienste wie Skype oder WhatsApp haben sich am Markt etabliert. Diese stellen für den Endnutzer eine kostengünstige Alternative zu SMS und Telefonie dar. Darüber hinaus leidet die Branche unter EU-Regulierungen, die Preisobergrenzen für Telekommunikationsdienste festlegen. All dies führt dazu, dass die Einnahmen der Unternehmen seit Jahren stetig sinken.

Steigender Datenverkehr macht Netzausbau nötig

Den sinkenden Einnahmen stehen wachsende Anforderungen an die Netzwerke entgegen. Der Datenverkehr nimmt aufgrund des Internetbooms rasant zu. Die Herausforderung der Telekommunikationsunternehmen besteht darin, die Breitbandnetze an die steigenden Anforderungen anzupassen. Dazu sind Rekordinvestitionen notwendig, welche in den Chefetagen für Kopfzerbrechen sorgen.

Synergiepotentiale richtig nutzen

Angesichts dieser Entwicklungen sind Fusionen bzw. Übernahmen eine betriebswirtschaftlich logische Folge, da sie die Möglichkeit bieten, durch die Nutzung von Synergien langfristig Kosten zu sparen. Die momentan günstige Kreditsituation wirkt wie ein Katalysator für diese Entwicklung. Arthur D. Littles Viewpoint stellt fest, daß die Erwartungen an Synergiepotenziale immer höher werden und bei mobile-mobile Mergern schon über 50% des Kaufpreises ausmachen.
Christian Niegel, Principal bei Arthur D. Little, stellt heraus: „Unsere Beobachtungen zeigen, dass die klassische Erwartungshaltung, 100 Tage nach einem Merger bereits bedeutsame Ergebnisse vorweisen zu können, nicht mehr funktioniert. Anstatt nur auf die so genannten low hanging fruits zu schauen, muß ein langfristiges Post-Merger Integrationskonzept durchgeführt werden.“
So kann zwar das Rebranding im ersten Jahr abgeschlossen sein, die Verschmelzung der Distributionskanäle jedoch oft zwei Jahre dauern. Die Zeit für eine erfolgreiche Integration von Netzwerken kann sogar auf drei Jahre veranschlagt werden.
Die Auswertung der vergangenen Mobile-Mobile-Merger kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Der Nettobarwert der Synergien lag in allen Fällen deutlich über den sonst oft kolportierten 20-30 Prozent „Strategische Prämie“. Die Mobilfunk-Zusammenschlüsse von T-Mobile und Orange im Jahr 2010 (46 Prozent) sowie Telefonica und E-Plus (59 Prozent) in diesem Jahr zeigen, dass die Markterwartungen bei über der Hälfte des Kaufpreises liegen. Im Fall der Akquisition von Everything Everywhere durch British Telecom für 12.5 Milliarden Pfund lag der Barwert der erwarteten Synergien auch bei satten 41% des Kaufpreises, obwohl bei Fusionen zwischen Festnetz- und Mobilfunknetzbetreibern weniger Synergien als bei einer Mobile-Mobile Fusion auftreten. Gesellschafter und Kapitalmärkte erwarten also immer höhere Synergien – so daß der Realisierungsdruck auf das Management der fusionierten Unternehmen enorm ist.

Mitarbeiterzahlen werden in der Regel um 15-20%, Shops um 25-30% und die Anzahl Basisstationen um 25-35% reduziert

Um Kosten zu sparen und langfristig rentabel zu wirtschaften, sind Freisetzungen die Regel. Die Experten von Arthur D. Little haben folgende Ergebnisse herausgearbeitet:

  • Auf Mobile-Mobile Merger folgen in der Regel Freisetzugen von 15 – 20 % der Mitarbeiter. Dies muß mit hohem Fingerspitzengefühl erfolgen – im Interesse der Mitarbeiter aber auch um eine erfolgreiche Integration zu gewährleisten. Während der Integrationsphase gibt es schließlich viel Mehrarbeit – zum Beispiel, um Kunden von der Vorteilhaftigkeit der Unternehmensfusion zu überzeugen.
  • Vertriebskanäle werden aufeinander abgestimmt und nachhaltig integriert. Zudem reduzieren sich Verkaufs-Shops meist um rund 25 % - 30 %.
  • Als Folge der Netzintegration wird die Anzahl der Basisstationen nicht um die Hälfte, sondern in der Regel um 25-35 % reduziert, da die höhere Kundenzahl und der ständig zunehmende Datenverkehr immer engmaschigere Netze erfordern.

Regelmäßige Marktnachrichten lassen eine Reihe weiterer Telekommerger für 2015 erwarten.
Die Publikation finden Sie kostenlos unter:
http://www.adlittle.com/viewpoints.html?&no_cache=1&view=692